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Vom Altherrenclub zur Zukunftswerkstatt: Professionelle Besetzung von Beiräten

von | Jul 31, 2023 | Aufsichtsräte

In einer zunehmend dynamischen und herausfordernden Welt erkennen immer mehr Familienunternehmer die Bedeutung eines gut konzipierten und optimal besetzten Beirats als wertvolles Instrument für die Zukunftsfähigkeit ihres Unternehmens. Doch bei der Gestaltung und Besetzung eines Beirats müssen kluge Entscheidungen getroffen werden, um sicherzustellen, dass dieser seine Rolle effektiv erfüllen kann. Ein entscheidender Faktor dabei ist, das Gremium nicht um bestimmte Personen herum aufzubauen, sondern ein fundiertes Beiratskonzept zu entwickeln und dann die passenden Experten zu finden.

Beiräte und Aufsichtsräte spielen nicht nur eine wichtige Rolle in der professionellen Unternehmensführung, sondern können auch potenziellen Konflikten vorbeugen und frühzeitig auf Risiken hinweisen. Ideal besetzt und ausgerichtet, sind sie sogar ein entscheidender Innovationsfaktor. In einer sich schnell verändernden Welt, in der die Fähigkeit zur Selbsterneuerung eine Schlüsselkompetenz für die Zukunft ist, benötigen auch die besten Managementteams den Sparringpartner von kompetenten Experten und einen objektiven Blick von außen, um die zukünftige Strategie des Unternehmens zu gestalten.

Eine Herausforderung bei der Beiratsbesetzung besteht darin, Interessenkonflikte zu vermeiden. Personen, die bereits geschäftliche oder persönliche Beziehungen zur Geschäftsleitung oder dem Unternehmen haben, können die Objektivität der Beiratsarbeit beeinträchtigen. Deshalb sollten Dienstleister, die bereits im Unternehmen beraten, für eine Beiratsrolle ausgeschlossen werden, ungeachtet ihrer Fachexpertise oder Kenntnis des Unternehmens. Auch der scheidende Senior-Chef ist nicht zwingend die ideale Besetzung, insbesondere wenn die eigenen Kinder in der Geschäftsführung tätig sind. Hier ist ein Perspektiv- und Rollenwechsel vom „Macher“ zum „motivierenden Berater“ oft schwierig.

Ein Kardinalfehler bei der Beiratsbesetzung besteht darin, zu früh über Personen nachzudenken, bevor das Beiratskonzept und die Aufgabendefinition klar definiert sind. Beiratsgremien sollten nicht um Personen herum aufgebaut werden, sondern basierend auf einem Beiratskonzept, das den erwarteten Nutzen und die Aufgaben genau festlegt. Erst daraus lässt sich ableiten, welche Kompetenzen der Beirat benötigt, um seine Aufgaben zu erfüllen. Darauf aufbauend können dann die Anforderungsprofile der einzelnen Beiratsmitglieder definiert und die Suche nach den passenden Personen gestartet werden.

Abhängig von der Ausgangslage des Unternehmens und der Familie können verschiedene Beiratskonzepte entwickelt werden. Ein familiengeführtes Unternehmen mit stabiler Führungsstruktur und ohne Generationswechselthematik wird seinen Beirat anders ausrichten als ein Unternehmen, bei dem sich die Inhaberfamilie auf eine reine Gesellschafterrolle zurückgezogen hat. Ein ausgewogen besetztes Gremium sollte immer sowohl Branchen- und Marktwissen als auch Governance-Expertise abdecken.

Besonders bei Beiräten, die rund um den Generationswechsel etabliert werden, ist viel Fingerspitzengefühl gefragt. Der Beiratsvorsitzende muss in der Lage sein, Diskussionen im Beirat immer wieder auf die Frage zu lenken, was im besten Interesse des Unternehmens liegt. Eine klare Definition der strategischen Ziele und Leistungskennzahlen ist dabei unerlässlich, um die Geschäftsführung optimal beraten zu können. Der Beirat sollte sich nicht im Klein-Klein verlieren, sondern die richtige Balance zwischen Detailtiefe und Überblick finden, um genügend Zeit für die Diskussion zentraler strategischer Themen zu haben.

Der Erfolg eines Beirats hängt auch von der Zusammensetzung der Mitglieder ab. Beiratsmitglieder sollten komplementäre Kompetenzen mitbringen, die sich aus der Unternehmensstrategie ergeben. Es empfiehlt sich, den Kompetenzmix regelmäßig zu überprüfen und bei Bedarf anzupassen. Ein durchschnittliches Alter von 75 Jahren in einem Beirat ist kein Indikator für ein zukunftsorientiertes Gremium. Daher ist eine regelmäßige Evaluation der Beiratsarbeit und der Altersstruktur sinnvoll.

Die Suche nach Top-Talenten für den Beirat erfordert Zeit und Sorgfalt. Dabei ist es wichtig, Dienstleister auszuwählen, die Erfahrung in der Beiratsbesetzung von Familienunternehmen haben und die Eigenheiten und Herausforderungen dieser Unternehmen verstehen. Top-Beiräte bevorzugen Gremien, die offen und konstruktiv gestaltend arbeiten. Eine angemessene Vergütung ist entscheidend, um engagierte Beiratsmitglieder zu gewinnen, die sich intensiv mit dem Unternehmen auseinandersetzen und einen echten Mehrwert für das Unternehmen generieren.

Neben fachlicher Eignung ist auch persönliche Eignung entscheidend. Beiratsmitglieder müssen gut miteinander auskommen und eine gute Beziehung zueinander sowie zur Geschäftsführung aufbauen. Teamgeist, Empathie und soziale Kompetenz sind dabei unerlässlich.

Insgesamt zeigt sich, dass die professionelle Besetzung von Beiräten ein entscheidender Faktor für den Erfolg von Familienunternehmen ist. Indem die richtigen Weichen gestellt werden, kann ein Beirat zu einer wertvollen Zukunftswerkstatt werden und die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sichern.

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