Wie wichtig ist Mentoring in Zeiten von Fachkräftemangel und Digitalisierung?
Das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) vom Institut der deutschen Wirtschaft beleuchtet in seinen Studien immer wieder branchenübergreifend den Fachkräftemangel und seine Entwicklung. 2018 identifizierte man bei rund 50 Prozent von über 750 betrachteten Berufen Fachkräfteengpässe. Anfang des Jahres 2019 gaben neun von zehn Unternehmen in einer Befragung an, den Fachkräftemangel konkret zu spüren. Fast jedes zweite Unternehmen hatte dabei bereits begonnen gegenzusteuern: mehr strategisches Personalmanagement, mehr Ressourcen für das Recruiting und mehr Investitionen in das Employer Branding. Dabei kommt auch immer wieder ein bewährtes klassisches Werkzeug zum Einsatz: das Mentoring. Mit Mitteln der Digitalisierung wird es sogar noch vielseitiger und effektiver.
Fachkräfte müssen nicht immer von außen kommen
Wenn Unternehmen und ihre Personaler nach Fach- und Führungskräften oder High Potentials suchen, blicken sie oft nur auf den Arbeitsmarkt oder identifizieren potenzielle Kandidaten bei anderen Unternehmen, um sie zu umwerben. Dabei schlummert in den eigenen Reihen oft genauso vielversprechendes Potenzial – wertvolle personelle Schätze, die nur gehoben werden müssen. Die Förderung oder Weiterentwicklung des eigenen, bereits vorhandenen Personals kann dabei mittel- und langfristig viele Lücken bei Fachkräften auffüllen. Weitere Effekte schließen sich an. Der Aufwand für diese interne Lösung fällt deutlich geringer aus als externe Recruiting-Anstrengungen. Gleichzeitig ist der War for Talents mehr als nur ein Kampf um die besten externen Köpfe der Branche. Er erfordert es ebenso, die eigenen Talente zu halten, um den Bedarf an qualifiziertem Personal nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Mentoring hilft dabei. Dazu verschafft es Unternehmen eine gesteigerte Attraktivität nach außen und stärkt damit ein positives Employer Branding, was zur wertvollen Währung bei weiteren Bemühungen um externe Talente wird.
Mentoring fördert, bindet und zieht an
Unter den Experten oder Fachkräften – den Professionals – genießt das Mentoring ein hohes Ansehen. Selbst die Besten unter ihnen nehmen über-wiegend gern die Rolle eines Mentee ein, wenn sie dabei von den vielen Erfahrungen anerkannter, älterer Mitarbeiter profitieren können, um neue Ziele zu erreichen. Das Mentoring bietet ideale Rahmenbedingungen für eine fachliche und persönliche Weiterentwicklung – ein Wachstum hin zu neuen Aufgaben und weiterer Verantwortung. Damit stärkt Mentoring die Bindung von Mitarbeitern, während sich zugleich der interne Talent Pool füllt und manches Recruiting überflüssig macht. Dafür wird es jedoch sehr wichtig, Mentoring-Programme individuell abzustimmen. Generalistisches Mentoring, wie es oft Bestandteil von Trainee-Programmen ist, greift hier zu kurz und entspricht weniger den Erwartungen der Mentees. Zu hoher Aufwand oder fehlende Mentoren zählen als Argumente gegen ein individuelles Mentoring in Zeiten der Digitalisierung nicht mehr.
Neue Wege beim Mentoring mit Digitalisierung
Schon länger haben sich Ansätze zum Cross-Mentoring etabliert, bei denen das Mentoring unternehmensübergreifend – zum Beispiel innerhalb eines Branchenverbands oder in regionalen Kooperationen – aufgebaut ist. Dadurch können auch solche Unternehmen Mentoring anbieten, denen dafür sonst die Mentoren gefehlt hätten. Digitale Technik hilft bei der Umsetzung, steigert Effizienz und Anwendungsmöglichkeiten. Ihre vielfältigen Kommunikations-wege erlauben ein Mentoring in Echtzeit, on demand und über jede Entfernung hinweg. Dadurch wird eine neue Dimension des Mentorings erreicht, die der Qualität analogen Mentorings in nichts nachsteht. Zugleich erhalten Unternehmen viel mehr Möglichkeiten, mit wenig Aufwand praktisch in der ganzen Welt Mentoren für die Weiterentwicklung ihres Personals zu gewinnen. So können leicht auch mehrere Mentoren einen Mitarbeiter auf verschiedenen Ebenen individuell fördern. Dieses Potenzial macht das Mentoring mit digitaler Unterstützung attraktiver denn je als HR-Werkzeug in Zeiten des Fachkräftemangels.