Ewiges Wachstum gibt es nicht – und das ist auch gut so!
Eine komplexe Welt lässt lineare Entwicklungen nur begrenzt zu
Es ist purer Zufall, dass eine lineare Entwicklung wie wirtschaftliches Wachstum einmal über längere Zeiträume funktioniert. Menschen und Institutionen können die Entwicklung mit gezielten Handlungen oft fördern oder verlängern, richten dabei im Hintergrund aber vielfach ebenso echten oder potenziellen Schaden an. Der ergibt sich aus der Komplexität einer globalen Wirtschaft, in der nicht alle Koordinaten gleichermaßen positiv angesteuert werden können. Diese Komplexität sprengt grundsätzlich früher oder später alle linearen Denkannahmen oder Entwicklungen. Ebenso scheitern sie an unvorhersehbaren Ereignissen oder exponentiellem Wachstum, durch das ein kleines Problem leicht zur globalen Krise ausarten kann. So wird schnell klar: Ewiges Wachstum kann nicht funktionieren. Es wird immer kleinere Rückschritte oder sogar größere Einbrüche geben. Sie sind systemisch oder hausgemacht. Auf persönlicher Ebene kann das für viele auch existenzbedrohlich werden. Aber von einer höheren Perspektive aus betrachtet zeigen sich die Vorteile, dass jedes Wachstum endlich ist.
Ein Blick in die Natur beruhigt
In der Evolution haben sich seit den Anfängen der Erde immer wieder komplexe Prozesse entwickelt, die den Fortbestand des Planeten, seiner Natur und Bewohner gesichert haben: zyklische Prozesse oder Kreisläufe, die bis heute regelmäßig einen Rückgang oder sogar ein Absterben beinhalten, bevor wieder etwas Neues entstehen kann. Zum Beispiel produziert ein Obstbaum nicht Monat für Monat mehr Früchte. Er muss sich phasenweise regenerieren, bevor er erst im nächsten Jahr weiterwachsen und mehr Früchte hervorbringen kann. Selbst ein katastrophales Ereignis wie ein Waldbrand bedeutet in der Natur nur kurz einen tiefen Einschnitt. Der Brand vernichtet zwar für den Moment alles, beseitigt dabei gleichzeitig jedoch auch totes Holz oder alten Reisig auf dem Boden, bevor sich die verbrannte Waldfläche später von selbst regeneriert. Hier gibt es sogar sogenannte Pyrophyten. Der Samen solcher Pflanzen keimt besonders gut auf ausgebrannten Böden. Und auch Menschen, Gesellschaften oder Nationen und Unternehmen haben sich schon ähnlich wie diese Samen oder ein Phönix aus der Asche erneut erhoben.
Ewiges Wachstum gibt es nicht, aber neues immer wieder
Hier liegt dann auch die wichtigste Botschaft und Hoffnung für die Menschen. Auf einen Rückgang, eine Krise oder Katastrophe folgen auch bei ihnen regelmäßig Aufschwünge und neues Wachstum. Gesellschaften oder Wirtschaften besitzen dafür keine klassischen evolutionären Automatismen wie die Natur. Hier wirkt dann aber alternativ und genauso effektiv das menschliche Streben, sich stetig weiterzuentwickeln oder die Lebenssituation zu verbessern. So finden Menschen und Institutionen laufend neue Wege, die persönliche oder allgemeine Situation kurz-, mittel- oder langfristig wieder positiv zu gestalten. Oft gewinnen sie auf diesen Wegen außerdem Resilienz oder zusätzliche Fähigkeiten, um zukünftige Einschnitte oder Rückschritte noch einmal besser zu meistern. Die Brüche im linearen Wachstum machen sie dadurch noch stärker und helfen sogar bei einer Weiterentwicklung. Allerdings verhindert diese Entwicklung nicht, dass Menschen in der nächsten Situation von scheinbarer Sicherheit und Ordnung wieder in die Bequemlichkeit linearen Denkens zurückfallen können.
Hier muss in allen Bereichen des Lebens oder des Wirtschaftens zusätzlich ein bewusstes Umdenken stattfinden, das sich von der Linearität verabschiedet und komplexe, mehrdimensionale Betrachtungsweisen annimmt.