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Eine Branche transformiert sich: die Megatrends im Automotive-Bereich

von | Aug 3, 2021 | Transformationen

In den letzten Jahren gab es große Zweifel, ob der traditionellen globalen Automobilindustrie der Sprung in die Zukunft gelingt. Besonders den deutschen Herstellern wurde nachgesagt, die Entwicklung hin zur Elektromobilität verschlafen zu haben. Fest steht: Jetzt sind sie umso wacher. Auf der IAA Mobilty 2021 zeigten alle deutschen Autokonzerne ausschließlich neue Elektromodelle und der Bau der letzten Verbrenner ist vielfach schon beschlossen. Es werden überwiegend nur noch die längst festgezurrten Plattform- und Modellpläne abgearbeitet, während parallel neue E-Flotten entstehen, die spätestens in etwa zehn Jahren das komplette Modellportfolio übernehmen sollen. Der schnelle Kurswechsel, bei dem viele der ersten Elektrofahrzeuge bereits weitgehend überzeugen konnten, lässt hoffen, dass die hiesige Automobilindustrie doch noch die Kurve Richtung Zukunft gelingt. Doch dafür genügen nicht nur Erfolge bei der Elektromobilität. Branchenexperten von Oracle identifizierten zur Eröffnung der Automobilmesse in München noch einige Megatrends mehr, die auf die Unternehmen zurollen:

• autonomes Fahren
• Connected Cars und
• Shares Services

Sie alle gehören zur Basis einer New Mobility und dringen damit in das Kerngeschäft der Automobilhersteller vor. So ist bei ihnen gleich die nächste Transformation mit weiteren innovativen Angeboten und Lösungen gefragt. Nicht alles muss von den Herstellern selbst kommen. Kooperationen und strategische Allianzen bilden einen effektiven Weg, mit gebündelten Kräften neue Herausforderungen zu meistern. In einigen Bereichen sind aber auch eigene Lösungen und Patente notwendig, um eine optimale Entwicklungsbasis oder Wettbewerbsposition zu erlangen.

Interne Transformation notwendig

Was in Zukunft die Mobilität ausmacht, hat größtenteils nichts mehr mit dem heute bekannten Geschäft im Automobilsektor gemein und geht um ein Vielfaches weiter als die aktuellen digitalen Produkte und Services rund um die Mobilität. Es geht um Technologiesprünge und disruptive Technologien, die im Rahmen der Megatrends entstehen müssen. Deren Entwicklung verlangt aber schon beginnend mit der Ideenfindung ganz andere Ansätze und Organisationsstrukturen, als sie in der Automobilindustrie über Jahrzehnte gepflegt wurden. Dort muss nun viel stärker ganzheitlich gedacht werden. Dem Produkt Automobil – oder zukünftig dem E-Auto – kann nicht mehr der alleinige Fokus gelten. Themen wie autonomes Fahren oder Connected Car gewinnen bald einen gleichwertigen Rang und müssen deswegen mit der gleichen Wichtigkeit in einer Gesamtmatrix verfolgt werden.

Mit Sicherheit haben viele Automobilhersteller bereits eine Reihe von Veränderungen in ihren Arbeitsabläufen, Hierarchien oder Unternehmenskulturen angestoßen, um allein den Wandel zur Elektromobilität mit beschleunigtem Tempo einzuleiten. Doch es wird noch mehr passieren müssen: zum Beispiel die effiziente Organisation dezentraler Teams, um auf einfachem Weg auf nationaler, internationaler oder globaler Ebene maximale Kompetenz zu bündeln. Was dabei an Ideen oder Entwicklungen zusammenkommt, muss möglichst schnell in der Praxis auf seine generelle Tauglichkeit oder Entwicklungspotenzial geprüft werden. Die großen Konzerne brauchen hier mehr von der Mentalität eines Start-ups und gleichzeitig die Einführung einer fehleroffenen Unternehmenskultur. Wer etwas nicht nur in ein, zwei Details sehr moderat weiterentwickelt, sondern in drei, vier großen Schritten auf ganz andere Beine stellen will, dem unterlaufen zwangsläufig Fehler und vielleicht scheitert das ganze Vorhaben. Das darf im Rahmen einer großen Transformation nicht mehr zum Problem einer einzelnen Person oder eines Teams werden, sondern muss vielmehr anreizen, es gleich wieder, aber besser anzugehen.

Daten im Mittelpunkt

In modernen Fahrzeugen – ob noch mit Verbrenner oder schon mit Elektroantrieb – entstehen bereits Unmengen von Daten. Die meisten davon werden gerade einmal für die temporäre Fahrzeugabstimmung genutzt und nur ein kleiner Teil dient zur erweiterten Nutzung mit Datendiensten oder smarten Funktionen. Diese Datenmengen werden wachsen, je mehr sich die Fahrzeuge weiterentwickeln und je mehr Schnittstellen zur Umwelt in Connected Cars entstehen. Ebenso tragen Shared Services einen immer größeren Teil zu diesen Daten bei. Wie in anderen Branchen liegt in diesen Daten ein riesiges Potenzial, um Produkte oder Dienstleistungen kundenzentrierter oder auch klima- und umweltfreundlicher zu machen. Dafür ist es entscheidend, mit diesen Daten so effizient wie möglich zu arbeiten, sie zu analysieren und nutzbar zu machen – am besten in Echtzeit. Das ist die Datenreife, nach der eine erfolgreiche digitale Transformation in der Automobilbranche oder bei anderen Unternehmen verlangt.

Daran schließen sich unmittelbar weitere Fragen und Herausforderungen an. Es geht um Datenschutz – ein ebenso rechtlicher Bereich – und um Datensicherheit. Was die rechtliche Seite betrifft, wird es einen Dialog mit Politik, Gesetzgebung und auch Nutzern brauchen, um notwendige rechtliche Anpassungen zu ermöglichen oder einzuleiten. Parallel dazu dürfen Automobilbauer das Thema Datensicherheit nicht ignorieren, sondern müssen es mit eigener spezifischer Entwicklungsarbeit voranbringen. Die Autos der Zukunft müssen nicht nur beim autonomen Fahren weitestmöglich sicher vor Hackerangriffen sein, sondern in jeder Minute. So kommt schon die nächste Aufgabe hinzu. Nicht alle dieser Aufgaben aus den Megatrends im Bereich Automotive müssen schon morgen bedient werden können. Am Ende entscheiden die allgemeine wie die wirtschaftliche Entwicklung ebenso wie die Konsumenten, welcher Trend sich in welchem Tempo entwickelt. Automobilunternehmen sollten jedoch auf alles vorbereitet sein, um möglichst schnell einzusteigen oder sogar das Tempo mitzubestimmen. Zögern wie bei der Elektromobilität, kann sonst an irgendeiner Stelle schnell einmal zur schweren Panne führen.

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