Digitaler Wandel: Zeit zum Ausmisten
Wer Prozesse optimiert, will Kosten senken. Denkt man. Ein Digital Leader stellt dabei aber etwas ganz anderes in den Mittelpunkt: Den Kunden.
Stellen Sie sich vor: Eines Morgens gibt es ein Startup, dass IHR Produkt schneller und günstiger an den Mann respektive die Frau bringt. Noch mehr: Viele Ihrer Kunden wollen womöglich gar nichts mehr besitzen, sondern lieber nach Bedarf tauschen und mieten. Wenn man sie doch noch zum Kauf bewegen kann, vergleichen sie in Sekunden online die Preise. Stimmen aber Qualität und Service nicht, dann klopfen Ihre Käufer einen Mausklick später schon bei der Konkurrenz. Das Geschäft macht klar derjenige, den man im Web auch findet.
Viele Betriebe haben längst begriffen, dass sich mit der Digitalisierung auch das Kundenverhalten verändert hat. Sie arbeiten an ihrer Web- und Mobilpräsenz, führen einen Webshop und locken Kunden über digitale Werbung an. Zurecht, denn die E-Commerce Umsätze wachsen beständig.
Doch damit ist es längst nicht getan. Die digitale Transformation fordert Unternehmen immer wieder heraus, wandlungsfähig zu bleiben. Im Vergleich zu anderen Veränderungsprozessen scheint der digitale Wandel niemals abgeschlossen. Das nächste Start-up, das um die Ecke biegt, könnte bereits das eigene Geschäftsmodell wieder auf den Kopf stellen. Die Eintrittsbarrieren sind in Zeiten der Digitalisierung gering. Um hier mithalten zu können, müssen sich viele Organisationen von innen heraus verändern. Der Umgang mit den eigenen Mitarbeitern und die eigene Arbeitsweise stehen auf dem Prüfstand. Prozesse, die manuell abgewickelt werden und Arbeitsschritte, die von Papier- oder Medienbrüchen geprägt sind, gelten als Schwachstellen. Sie erzeugen Reibungsverluste, öffnen Tür und Tor für Fehler, machen unflexibel, kosten Zeit und Geld. Doch nicht nur das: Am Ende kostet es dem Unternehmen auch den entscheidenden Wettbewerbsvorteil.
Dies gilt nicht nur für Tech-Companies, Medienhäuser und den Handeln. Auch Unternehmen traditioneller Herkunft müssen sich mit der Digitalisierung befassen. Dieser Wind weht in nahezu allen Branchen gleich stark.
Es ist letztendlich die entscheidende Frage, die sich je nach Geschäftsmodell und aktuellem Digitalisierungsgrad unterscheidet: Wie kann die eigene Wertschöpfungskette an die neuen Regeln des digitalen Spiels angepasst werden?
Ganzheitlichkeit und Transparenz als Schlüssel
In einer vernetzten Welt sind eine ganzheitliche Herangehensweise und Transparenz über Abteilungsgrenzen hinweg der Schlüssel zum Erfolg.
Nehmen wir ein einfaches Beispiel aus der Industrie: Wenn eine Maschine aus der Produktion gewartet werden soll, dann wirkt sich das auf Einsatzpläne, Lieferzeiten und Lagerbestände aus. Eine vernetzte Maschine informiert frühzeitig und automatisiert über den anstehenden Service. So kann über Abteilungsgrenzen hinweg vorausschauend geplant werden. Der Service Auftrag wird automatisch an die Partnerfirma verschickt.
Nehmen wir an, am Tag der Wartung wird eine Reparatur und auch ein Ersatzteil erforderlich. Im System wird automatisch ein Ticket erstellt, das die Verfügbarkeit des Ersatzteils im Lager prüft. Wenn es nicht vorhanden ist, wird automatisch ein Einkaufsauftrag für das Ersatzteil losgeschickt. Gleichzeitig werden alle Abteilungen über die benötigte Dauer und die damit verbundenen Verzögerungen informiert. Produktionspläne können anders gereiht und Ressourcen effizient genutzt werden. Auch der Kunde wird so frühzeitig über die Lieferverzögerung informiert.
Somit werden die branchenüblichen Pönalstrafen gar nicht erst zum Thema. Doch viel wichtiger als das: Ein zufriedener Käufer ist ein wiederkehrender Kunde. Und auf ihn kommt es letztendlich an, wenn der Wettbewerb da draußen immer schärfer und rauer wird.