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Die Befähigung und Weiterbildung der Mitarbeiter ist ein kritischer Erfolgsfaktor für digitale Spitzenunternehmen

von | Nov 23, 2020 | Digitalisierung

Quer durch die großen deutschen Unternehmen taucht die Digitalisierung immer deutlicher auf dem Radar auf. Dieses Radar betreibt das amerikanische Infosys Knowledge Institute in Form einer jährlichen Digital Radar Studie für internationale Unternehmen aus acht Nationen, die jeweils mehr als eine Milliarde US-Dollar Jahresumsatz verzeichnen können. Die Studie fragt regelmäßig verschiedene Aspekte einer vorbildlichen digitalen Transformation ab. Die deutschen Teilnehmer erreichten dabei Jahr für Jahr bessere Werte, liegen 2020 aber immer noch ein Stück hinter dem weltweiten Durchschnitt zurück. Auf den ersten Blick erscheint das trotzdem noch als durchaus positive Nachricht. Bei näherer Betrachtung der Studiendetails offenbaren sich aber gravierende Probleme.

Hindernisse auf dem Weg in die Spitze

Angesichts des Ziels einer vollendeten Digitalisierung – zum Beispiel mit datengetriebenen Entscheidungsprozessen in Echtzeit – befindet sich das durchschnittliche Unternehmen hierzulande und weltweit knapp über der Hälfte der Strecke. Vom Mittelfeld in die Spitze oder Richtung Ziel fallen die entscheidenden Schritte allerdings schwerer als zuvor, denn die Hürden werden höher. Hatten Unternehmen noch vor Kurzem Probleme, effektive Digitalstrategien zu entwickeln oder passende Partner zu finden, stoßen sie nun an finanzielle und personelle Grenzen. Diese Hindernisse stellen sich weltweit und spitzen sich außerdem mit sinkenden Erträgen aus bereits in Prozessen oder Produkten etablierten Technologien zu. Es wird ein Umweg notwendig sein, um diese Klippe zu umschiffen: Noch einmal ist ein schneller Mentalitätswandel in den Unternehmen notwendig.

Menschen sind der entscheidende Baustein für digitale Reife

Über einen hohen Reifegrad bei der Digitalisierung entscheiden die gleichen Faktoren wesentlich mit, die auch sonst den Unternehmenserfolg zu einem großen Teil bestimmen: die Unternehmenskultur und die Mitarbeitermotivation oder -unterstützung. Höhere Effizienz, Produktivität und Kundenzufriedenheit sind bedeutende Pluspunkte der Transformation, stagnieren aber zunehmend, wenn die Mitarbeiter in der Entwicklung nicht mitgenommen werden. Erst wenn die Unternehmensmitarbeiter die Möglichkeiten digitaler Technologien für ihre eigene tägliche Arbeit erkennen und erschließen können, nimmt das gesamte Unternehmen wieder Fahrt im digitalen Reifeprozess auf.

Neun von zehn Unternehmen vergessen noch ihre Mitarbeiter

Wie groß das Problem in der Praxis ist, legt die Digital Radar Studie schonungslos offen: Nur etwa jedes zehnte Unternehmen sieht in der Stärkung des Mitarbeiterpotenzials durch Digitaltechnologie einen Grund für die Transformation. Entsprechend wenig Aufmerksamkeit erhalten die Mitarbeiter und ihre Qualifizierung in den anderen 90 Prozent der Unternehmen. Dort werden sie nicht konsequent dafür aus- oder weitergebildet und erhalten oftmals nicht einmal praktische Demonstrationen und Show Cases an die Hand, die ihnen den Mehrwert der Technologie für ihre Arbeit aufzeigen könnten. Hier müssen Deutschlands Unternehmen – und vermutlich nicht nur die Studienteilnehmer – so schnell wie möglich ihre Digitalstrategie nachbessern und Mitarbeiter auf allen Ebenen umfassend einbeziehen. Nur dann kann die Transformation wirklich gelingen. Ein bisschen oder auch nur eine durchschnittliche digitale Reife genügen nicht für den langfristigen Unternehmenserfolg. Echte Wettbewerbsvorteile entstehen erst auf hohem bis sehr hohem Niveau der Digitalisierung und können niemals ohne entsprechend qualifizierte und begeisterte Mitarbeiter errungen werden.

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