Der Mentor als Entwicklungshelfer und Freund
Der Mentee im Mittelpunkt
„Tue es nur für sie.“ Mit dieser Forderung formuliert der erfolgreiche Leadership und Management Mentor-Coach Dr. Abraham Khoureis das oberste Gebot für jeden guten Mentor. Der von der Redlands Business School 2018 und 2019 zum Mentor des Jahres gekürte Khoureis räumt damit zugleich mit einem Irrtum auf, dem schon mancher unterlegen ist, der sich für die Mentoren-Aufgabe entschieden hat. Das Mentoring dient nicht dazu, die Person des Mentors größer zu machen, sondern nur die des Mentees. Vielleicht fällt eines Tages von dessen Glanz auch etwas auf den Mentor, aber darin liegt nur ein Nebeneffekt. Die Natur des Mentorings ist selbstlos. Von diesem zentralen Punkt ausgehend lassen sich anschließend viel leichter die weiteren Charakteristika wahren Mentorings erfüllen. Hier nimmt der Mentor die Rolle eines aktiven Beobachters ein, der seine persönlichen oder unternehmerischen Ansichten und Vorstellungen in der Mentorenschaft ausblenden kann. Denn es geht nicht darum, eine Kopie des Mentors zu erschaffen, wie der Vordenker Khoureis bei seinen Analysen des Mentorings deutlich herausstreicht.
Entwicklungshelfer und Freund
Vielmehr soll der Mentor seinen Mentees helfen, sich zu entwickeln oder weiterzuentwickeln. Abseits der konkreten Aufgabenstellung sollen die Mentees so ihre wahren Leidenschaften und Lebenswünsche entdecken und diese in ihre Zielmatrix einbeziehen, um am Ende einen ganzheitlichen Erfolg mit dem Antrieb persönlicher Erfüllung zu erreichen. Diese Erfüllung ist eng verbunden mit einer Sinnfindung für alle Anstrengungen. Auch dabei ist die helfende Hand des Mentors gefragt. Er braucht hierfür eine enge persönliche Bindung zu seinem Mentee. Die entsteht nicht auf Knopfdruck. Sie muss von selbst wachsen. Mentoren können allerdings etwas dafür tun, damit sie schneller wächst: durch große eigene Offenheit und ebenso Authentizität, was es den Schützlingen leichter macht, sich selbst zu öffnen.
Auch Freundschaften brauchen klare Vereinbarungen
In dieser tiefen persönlichen Interaktion liegt das Wesen und das Geheimnis einer erfolgreichen Mentorenschaft. Hier stellen sich die Weichen für die vordergründige Zielerreichung – die berufliche oder unternehmerische Weiterentwicklung des Mentees. Nichts von dieser persönlichen, zwischenmenschlichen Ebene lässt sich in einem Mentoring-Vertrag fixieren. Es sind Grundvoraussetzungen, die ein guter Mentor mitbringen und die sein Mentee entwickeln muss. Ein Vertrag oder eine Mentoring-Vereinbarung sind trotzdem unerlässlich. Damit erhält die neue Freund- oder Partnerschaft einen Rahmen mit klaren Zielvereinbarungen und ebenso Instrumenten oder Zeitfenstern, um die erreichten Fortschritte regelmäßig zu evaluieren. An diesen Punkten – und wenn Anpassungen oder Gespräche fruchtlos bleiben – bestehen für beide Seiten Ausstiegsmöglichkeiten. Mentoren und ihre Mentees, die ein wie hier beschriebenes Verhältnis entwickelt haben, werden diese Optionen aber niemals brauchen.