Der beste Krisen-Modus für Unternehmen ist eine vorausschauende Restrukturierung
Unternehmenskrisen durchlaufen immer wieder verschiedene Phasen nach einem typischen Muster. Bevor es zu einer existenziellen Bedrohung kommt, deuten schon eine strategische und dann eine monetäre Krise auf die rasant an Dynamik gewinnende Entwicklung hin. Sinken Absatz, Erträge und schließlich die Liquidität, wird irgendwann der Krisenfall ausgerufen und eine Restrukturierung angegangen. Diese Last-Minute-Reaktion machte schon in der klassischen Wirtschaft der vergangenen Jahrzehnte die weitere Unternehmensentwicklung oftmals zu einem Ritt auf der Rasierklinge. Im digitalen Zeitalter mit immer kürzeren Innovationszyklen, fundamental veränderten Märkten und neuen Wettbewerbern schwinden die Chancen auf eine erfolgreiche Restrukturierung nach altem Muster jetzt sogar auf ein Minimum. Unternehmen, die nicht schon viel früher – vorausschauend – eine Restrukturierung umsetzen, riskieren aber nicht nur diese Minimalchancen – sie verlieren schon vorher einen entscheidenden Teil ihrer Zukunftsfähigkeit.
Ready for Change
Befragungen von Unternehmen ergeben immer wieder, dass sich die Mehrzahl von ihnen in unterschiedlichem Grad als krisenanfällig einschätzt. Hauptgründe dafür sind die starke Abhängigkeit von einzelnen Märkten, Abnehmern und Lieferanten oder auch ein zu geringes Polster an Innovationen für die Zukunft. Damit befinden sich diese Unternehmen bereits mitten in einer strategischen Krise. Die lässt sich oft schwer identifizieren, weil im Vordergrund häufig noch Einnahmen oder Gewinne sprudeln wie eh und je. Dieser Umstand blendet Unternehmensführung oder Entscheider schnell und sie unterlassen es, sich selbst, ihr Handeln oder Strukturen auf die Eignung für die veränderten Rahmenbedingungen zu hinterfragen. Erst recht erkennen sie keine Notwendigkeit, einen Wandel einzuleiten oder sich darauf vorzubereiten. Das verzeiht das neue dynamischere Wettbewerbsumfeld nicht. Es verlangt vielmehr nach einer ständigen Bereitschaft und Flexibilität für Veränderungen.
Eine neue Mentalität ist gefragt
Grundlage für die erforderliche Flexibilität ist ein Wandel in Mentalität und Unternehmenskultur. Das Mindset und die Strukturen dafür können nur durch einen längeren, tiefgreifenden Prozess entstehen. Er umfasst einen Wandel zum Lean Management mit maximaler Kundenorientierung, agilen Strukturen und flachen Hierarchien, um an Innovationskraft und Reaktionsgeschwindigkeit zu gewinnen. Mit maximaler Transparenz müssen einzelne Geschäftsprozesse oder -bereiche in ein integriertes Gesamtkonzept unter den neuen Vorzeichen überführt werden, damit Unternehmen jeden Wandel verzögerungsfrei als Einheit vollziehen können. Die Führung ändert dafür die Rahmenbedingungen und muss sie anschließend mit Leben füllen, indem sie die Umstrukturierung und ihre Notwendigkeit kommuniziert, Vertrauen in den Kurs schafft und Unsicherheit angesichts der Zukunft nimmt. Anschließend sind die Mitarbeiter an der Reihe, ihre neuen Möglichkeiten auszuschöpfen. Hier beeinflusst besonders eine starke Vertrauenskultur gegenüber den Mitarbeitern die erfolgreiche Umsetzung.
Restrukturierung als Prozess
Aus hierarchischen, überwiegend unflexiblen oder trägen Unternehmen entstehen jetzt flexible und selbstständige Organisationen, die selbstlernend, anpassungs- und zukunftsfähig sind. Dazu gehört es auch, nicht nur auf externe Veränderungen zu reagieren, sondern sich selbst in einem kontinuierlichen Prozess ständig weiterzuentwickeln. Je mehr sich das neue Bewusstsein dabei etabliert, desto stärker wächst schließlich die Fähigkeit, weiteren Wandel sogar zu antizipieren, bevor er sich vollzieht und entsprechend noch früher darauf zu reagieren. Das ist heute das beste Mittel gegen eine Unternehmenskrise: Mit vorausschauender Restrukturierung verhindern, dass es überhaupt zu einer Krise kommt.