Warum die Apotheke vor Ort von der Digitalisierung profitiert
Warum die Apotheke vor Ort von der Digitalisierung profitiert
Die Digitalisierung rückt den Menschen wieder in den Mittelpunkt. Besonders Apotheken vor Ort könnten davon profitieren – und sich ausgerechnet so vom online Mitbewerb positiv unterscheiden.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Hinter jeder Suche steckt ein Bedürfnis: Wer bei Google „Husten“ oder „Apotheke“ eintippt, der möchte seinen Schmerz rasch lindern. 2016 sprach Google noch von mehr als 20 Millionen Suchanfragen mit Apothekenbezug. 20 Prozent davon hatten einen klaren lokalen Bezug. Mit nur wenigen Klicks könnte ein Apotheker sein Angebot mit der Nachfrage zusammenbringen. Könnte. Nur ein Drittel der deutschen Apotheker verfolgt diese Chance mit einem digitalen Konzept. Und das, obwohl fast alle Befragten die Digitalisierung als wichtig erachten.
Die digitale Chance für vor-Ort-Apotheken
Der Beruf des Apothekers hat sich verändert: Wo einst Salben und Tinkturen gerührt wurden, da müssen heute Medikationspläne dokumentiert, Rabattverträge ausverhandelt oder Lagerbestände aktualisiert werden. Der Apotheker wurde immer mehr zum Erfüllungsgehilfen für Bürokratie; Verwaltung und Logistik. Seine eigentliche Kernaufgabe als Heilberufler rückt zunehmend in den Hintergrund. Gerade weil wir heute jede Information selbst finden können, brauchen wir umso mehr empathische Menschen mit Expertenwissen. Vor allem dann, wenn wir Dr. Google um Rat gefragt und danach gedanklich bereits unser Testament geschrieben haben. Dem Apotheker von heute fehlt für die beste Beratung leider oft die Zeit.
Weniger Administration, mehr Beratung
Pharmazeuten könnten sich durch Komissionierautomaten von vielen administrativen Tätigkeiten freispielen. Diese Roboter erledigen monotone und repetitive Abläufe. Doch gerade einmal zwanzig Prozent der deutschen Apotheker verwenden heute einen solchen Automaten, weiß Florian Giermann, Autor des„Edikt von Cupertino“: Wer solch einen Roboter nutzt, spart Prozess- und Lagerkosten. Hinterm Verkaufstisch finden sich statt echter Arzneimittel Bildschirme, die im Winter Hustensäfte und im Sommer Sonnenmilch präsentieren – je nach Bedarf. Ein Klick genügt, schon kann der Automat das passende Produkt holen. Unsere Lebenserwartung ist heute so hoch wie nie. Gleichzeitig wollen wir gesund alt werden. Folglich wird der Bedarf nach Gesundheitsdienstleistungen steigen. Wir sollten also das Wissen der Spezialisten für unsere Gesundheit nutzen, anstatt sie dafür zu bezahlen, Ware alphabetisch in Regale zu schlichten.
Mensch im Mittelpunkt
Ob der Apotheker bald auf dem retinalen Display seiner Kontaktlinse erkennt, welcher Kunde an der Türschwelle ist, was seine chronischen Beschwerden sind und wie es ihm heute geht? Die sinnvolle Vernetzung von Patientendaten könnte so ein Szenario, das Giermann in seinem Edikt zeichnet, ermöglichen. Es würde einen wesentlichen Beitrag leisten, um uns länger fit und im Alter selbstständig zu halten. Probleme würden rechtzeitig erkannt, Therapien weniger oft abgebrochen werden. Am Beginn all dieser Überlegungen steht eine einzige Frage: Wofür kann sich der Kunde begeistern? Dann wird es kaum noch eine Rolle spielen, ob die Apotheke in der Stadt oder auf dem Land angesiedelt ist – mit einer hochwertigen Beratung, die auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten ist, wird in Zukunft auch keine online Versandapotheke mithalten können.