Auf den Punkt gebracht: Das Experimentieren steht jetzt für Medienunternehmen ganz oben auf der Agenda, um zu lernen und sich zukunftsorientiert weiterzuentwickeln
Mit dem fortschreitenden Medienwandel ergeben sich für Verlage zahlreiche Herausforderungen, aber auch vielversprechende Chancen.Wo diese im Detail liegen, wurde ausgiebig auf den Medientagen in München letzte Woche diskutiert. Einige Einblicke hierzu im Folgenden:
Die Offensive der amerikanischen Technologieunternehmen für die Distribution von Inhalten ist gestartet. Google, Facebook und Apple drängen mit ihren Angeboten rund um Google News Initiative, Facebook Instant Articles, Apple News, sowie Twitter mit Twitter Moments, immer weiter ins Mediengeschäft vor. Verlage betrachten diese Entwicklung derzeit zwischen skeptischer Ablehnung auf der einen Seite und vorsichtiger Experimentierfreude auf der anderen Seite. Sie schwanken in ihrem Engagement bei den neuen Inhaltsangeboten der US-Internetkonzerne – einerseits darf man sich nicht abhängig machen, aber andererseits müssen alle Chancen genutzt werden, um die Zielgruppe zu erreichen und auch besser bedienen zu können.
Viele Medienunternehmen gehen aktuell Kooperationen mit Facebook und Google ein, denn das Engagement auf den Internet-Plattformen generiert markenaffinen Traffic. Zudem bietet beispielsweise Facebook Instant Articles verschiedene Vermarktungsmöglichkeiten – entweder durch Facebook oder als Eigenvermarktung, sowie die freie Entscheidung darüber, wie viel Content als Instant Articles gestreut werden sollen. Bei den neuen Angeboten der Internet-Player wird von den Verlagen derzeit fleissig experimentiert, um zu lernen und sich weiterzuentwickeln, denn letztendlich geht es um die beiden zentralen Fragen: erstens, welcher Content ist für welchen Kunden relevant und zweitens, welcher Kunde ist auf welchem Kanal erreichbar?
Damit rückt der wachsende Bedarf an Technologiekompetenz zunehmend in den Mittelpunkt der Neuausrichtung für Medienunternehmen und stellt eine wesentliche Herausforderung dar. Von den Internetgiganten als Standard vorgegeben und Kernkompetenz schlechthin, wächst aktuell die Bedeutung und Wichtigkeit von technologischem Know-how in Medienhäusern und wird immer mehr als strategischer Erfolgsfaktor angesehen. Beispielsweise wird der Auf- und Ausbau von Big Data- & Analytics-Kompetenzen für Verlage essentiell wichtig, um die Interessen und Gewohnheiten der Kunden besser verstehen zu können. Denn relevante Inhalte in Verbindung mit innovativen Technologien sind ein entscheidendes Gut, das Kunden begeistert und bindet.
Demzufolge geht es nun auch darum, neue Wege des Erzählens zu entwickeln und Dinge auszuprobieren, um Kunden anzusprechen und für Inhalte zu begeistern. Das sogenannte Storytelling muss zukünftig anders und innovativer gestaltet werden, da die Story auf allen Kanälen entscheidend bleibt. Social Networks wie Facebook sind dabei essentiell wichtig, um Konsumenten mit der Marke in Kontakt zu bringen und individueller erreichen zu können. Jedoch muss jeder Verlag seinen eigenen Weg des Storytellings finden.
Vor diesem Hintergrund gilt es jetzt eine Strategie des Experimentierens, Ausprobierens und Lernens innerhalb der Verlage zu entfalten und zu etablieren. Positiv betrachtet, sind die aktuellen technologischen Möglichkeiten das Beste, was dem Journalismus passieren konnte. Es wird sich ein digitaler Wettbewerb entwickeln, der mehr Innovationen anregen und eine höhere Motivation bewirken wird. Somit wird die Bereitschaft zum Experimentieren zu einer dringenden Notwendigkeit, damit Verlage langfristig im Wettbewerbsumfeld bestehen können.