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Auf dem Weg in die digitale Zweiklassengesellschaft

von | Nov 30, 2020 | Digitale Transformation

Der Ausbruch der Corona-Pandemie hat in der großen Mehrzahl der deutschen Unternehmen einen Digitalisierungsschub ausgelöst. Ihnen blieb auch keine andere Wahl, um im ersten Lockdown Arbeits- und Unternehmensprozesse aufrechtzuerhalten oder neue virtuelle Geschäftsmodelle als alternative Umsatzbringer zu starten. Die lange nur sporadische Arbeit im Homeoffice war plötzlich Standard und Präsenzmeetings oder Kundentermine wurden jetzt in Videokonferenzen abgehalten. Branchenübergreifend war man sich einig: So soll es weitergehen und die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft gewinnt endlich den entscheidenden Schwung. Doch nur etwas mehr als ein halbes Jahr später hat dieser Schwung bereits wieder auf breiter Basis deutlich nachgelassen, wie der Digitalverband Bitkom in einer großen Unternehmensumfrage im Herbst feststellen musste.

Stockende Dynamik durch alte und neue Hürden

Über die Notwendigkeit der Digitalisierung gibt es keine Zweifel mehr. Nahezu 100 Prozent der Unternehmen wollen sie umsetzen. Hier hat die Pandemie mit ihren Auswirkungen definitiv die Reihen endgültig geschlossen. Acht von zehn Unternehmen geben die Corona-Krise dafür als entscheidenden Beschleuniger an und knapp über 40 Prozent haben seitdem ihre Investitionen in die Digitalisierung mindestens leicht erhöht – etwa zehn Prozent der Unternehmen sogar stark. Auf der anderen Seite nennt etwa ein Drittel der Umfrageteilnehmer allerdings nun eher abnehmende Ausgaben für Digitales. Ihnen fehlen schlicht Perspektiven für weitere Investitionen. Das hat verschiedene Gründe. Teilweise sind Digitalstrategien mit konkreten Geschäftsmodellen noch nicht ausgereift genug. Daneben führen diese Unternehmen immer wieder altbekannte Hindernisse an: hohe Anforderungen beim Datenschutz oder der technischen Sicherheit und den Fachkräftemangel. Auffällig oft kommen diese Nennungen von kleineren und mittleren Unternehmen – zusammen mit einem anderen wachsenden Faktor.

Die Großen marschieren, die Kleinen fallen zurück

Ein weiterer Grund für die zunehmend langsamere Digitalisierung vieler Unternehmen wächst vor dem Hintergrund der Corona-Krise bedenklich: etwa vier von zehn nannten hier aktuell fehlende finanzielle Mittel. 2019 war das nur für jedes fünfte Unternehmen ein Hemmnis, sich nicht großartig zu digitalisieren – im Frühjahr 2020 nach Beginn der Pandemie wuchs der Anteil dann bereits auf 25 Prozent. Jetzt hat er in weniger als einem Dreivierteljahr einen 18-prozentigen Zuwachs erfahren und das Problem betrifft vor allem die kleineren oder mittleren Unternehmen mit weniger als 500 Mitarbeitern. Kaum mehr als zehn Prozent von ihnen treiben ihre Digitalisierung noch mit erhöhtem oder hohem Investitionsaufwand voran. Bei den Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern erreicht die Zahl solcher digitalen Vorreiter dagegen fast ein Viertel.

Konsequenzen für die Unternehmenslandschaft drohen

Damit zeichnet sich bereits jetzt eine digitale Zweiklassengesellschaft ab. Nur eine konsequente, weitreichende Digitalisierung mit hoher digitaler Reife bringt am Ende auch einen nennenswerten Return on Investment und nachhaltige Wettbewerbsvorteile ein. Wer lediglich ein bisschen digitalisiert, profitiert nicht sonderlich und fällt gegenüber Wettbewerbern sogar noch zurück. Die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, sie macht genau das aber bereits sehr deutlich. Hochgradig oder rein digitale Unternehmen wachsen aktuell durch die Bank und oftmals stark. Nur mit einem hohen oder sehr hohen Digitalisierungstempo und konsequenten Digitalisierungsstrategien verlieren andere jetzt nicht den Anschluss und bewahren sich ihre Chance auf einen Platz unter den Top-Unternehmen der verschiedenen Branchen. Hinter ihnen klafft danach eine immer größere Lücke zu den analogen Unternehmen, deren Existenz durch die fehlende Weiterentwicklung schließlich eine zusätzliche Bedrohung erfährt.

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